Der Begriff „Meditation“ ist vielleicht für einige ein guter Grund, hier nicht weiter zu lesen. Wenn ich selber 20/30 Jahre zurückdenke, dann waren bei Meditation meine Assoziationen irgendwo zwischen Räucherstäbchen und halluzinogenen Substanzen. Mittlerweile meditiere ich selber – ohne Stäbchen und Substanzen.
Warum und wozu?
Dazu will ich ein wenig ausholen: Kennen Sie das: sowie Sie ein wenig Ruhe haben könnten, stellt sich nicht Entspannung ein, sondern die eigenen Gedanken beginnen auf Wanderschaft zu gehen. In die Vergangenheit oder die Zukunft. Interessanterweise werden dann vor allem beängstigende, negative und ruinöse Phantasien erzeugt. Alles automatisch. Bei mir ist das jedenfalls so. Peinliche, schambehaftete Dinge der Vergangenheit erlebe ich nochmal. Und die Zukunftssicht ist mindestens grau. Wahrscheinlich ist das einst eine überlebenswichtige Technik, um nicht naiv gutgläubig der Horde Säbelzahntiger entgegenzutorkeln.
Für mich bedeutete es, nicht mehr zur Ruhe zu kommen. Im Gegenteil, mein Stressniveau lief durch diese Gedankenbewegung grundlos in den roten Bereich.
Das gleiche kann in problematischen Situationen passieren. Der gedankliche Autopilot produziert möglichst gefährliche Interpretationen und negative Bewertungen. Z.B. zu Seminarteilnehmer:innen, die sich so ganz anders benehmen als von mir gewünscht. Das Ergebnis ist viel Stress bei mir und in der Folge: wenig Hirnkapazität, um mir Konstruktives einfallen zu lassen.
So, und wie hilft da jetzt Meditation?
Bevor ich diese Frage beantworte, eine kurze Klärung, was bei Meditation eigentlich passiert – wenn’s denn keine Räucherstäbe oder so sind.
Die meisten Formen der Meditation sind eine Art von geistigem Training. Geübt wird dabei, den eigenen Geist bzw. das ständige Gedankenspiel ganz im Hier und Jetzt zu behalten. Also weder in Richtung von Vergangenheit, Zukunft oder Seminarteilnehmenden. Das geschieht z.B. dadurch, allein die körperlichen Phänomene der gerade stattfindenden Atmung wahrzunehmen. Ich lenke also in meiner Atemmeditation meine Gedanken auf die verschiedenen Orte, in der die Atemluft entlangstreicht. Können sie mal machen – von den Nasenflügeln, der Oberlippe bis tief in den Rachen werden Sie allerhand erspüren können. Auch die beteiligte Muskulatur können Sie beobachten.
Der Kniff besteht darin, nur genau das zu tun: den Atem wahrzunehmen. Eine vermutlich neue Erfahrung. Klingt einfach – ist’s aber nicht. Zumindest nicht für mich. Es bedeutet nämlich, vieles nicht mehr zu tun: Nachdenken, Kniffeligen Problemen nachgehen etc. – und ständig diesen Themen irgendwelche Bewertungen zuzuweisen. Klar, schafft man nicht durchgehend. Also auch hier: Das Abschweifen nur wahrnehmen (nicht bewerten) und immer wieder den Geist zur Wahrnehmung des Atems zurückführen.
Mach ich jetzt seit ca. 4 Jahren. Die Wirkung ist vielfältig:
- ich achte mehr auf die Bewertungen, die ich irgendwelchen Phänomenen zuweise,
- ich belasse es immer häufiger bei reiner Wahrnehmung – gerade bei Phänomenen, die ich früher stark abgewertet habe. Dadurch produziere ich weniger Stress (!) in mir. In der folge habe ich mehr entspannte Hirnkapazität, um darüber nachzudenken, was ich als nächstes tue.
- Meditation ist mittlerweile ein guter ständiger Begleiter, um am Tag immer wieder kurze Zeiten der Ruhe zu haben.