Manchmal können nur noch kleine grüne Monster helfen, um aus einer vertrackten Situation herauszufinden: Konflikte im Team, widersprüchliche Zielvorgaben, ein Projekt droht zu scheitern. Schon alles probiert, doch nichts funktioniert!
Der Berufsalltag konfrontiert uns immer wieder mit kniffligen Situationen, in denen der Betroffene sich an einer Sisyphosaufgabe aufreibt und dabei einen problemorientierten Tunnelblick entwickelt. Als Coach und Berater treffe ich dann meist auf eine Stimmung zwischen Ratlosigkeit und Verzweiflung. Eine völlig in den Dreck gefahrene Kiste, in die irgendwie wieder Bewegung reinkommen muss.
Dann packe ich gern meine kleinen Monster aus. Und was mache ich damit?
Nun, eine meiner Lieblingsmethoden ist die symbolische Aufstellung. Sie ist die kleine Schwester der Systemaufstellung (z.B. Familienaufstellung), bei der echte Personen als Vertreter aufgestellt werden. Bei der symbolischen Aufstellung nehmen wir kleine Figuren oder Gegenstände als symbolische Vertreter. Damit können ohne viel Aufwand soziale Systeme visualisiert werden, ihre Beziehungen und Wechselwirkungen. Die symbolische Aufstellung hilft, neue Sichtweisen auf ein sattsam bekanntes Problem zu entwickeln und in deren Folge neue Lösungs- und Veränderungsschritte. Der konkrete Ablauf sieht ungefähr so aus:
1. Aufstellung
Der Ratsuchende bekommt von mir die kleinen Monster mit der Bitte, für alle involvierten Personen einen symbolischen Vertreter auszuwählen und so aufzustellen, dass das herrschende Beziehungsgeflecht am besten abgebildet wird. Die meisten meiner Mandanten reagieren erstmal verblüfft auf meinen Wunsch und vergewissern sich, ob ich das ernst meine. Nach der ersten Schrecksekunde machen sie sich aber konzentriert und geradezu heiter ans Werk.
Ich versuche bei der Aufstellung zu unterstützen, indem ich z.B. frage
- Wer spielt bei der gerade genannten Situation alles eine Rolle?
- Wie stehen Sie zu x?
- Was sollten wir noch berücksichtigen, um ein passendes Bild zu bekommen?
Falls es unübersichtlich ist, können mit kleinen Post-its die Symbole auch bezeichnet werden. Wenn die erste Aufstellung steht, hake ich nach: Kann das noch feiner justiert werden? Stimmen alle Abstände, Höhenunterschiede, Haltungen, Blickrichtungen zwischen den symbolischen Vertretern?
2. Perspektivwechsel
Im zweiten Schritt ermuntere ich dazu, sich die Konstellation aus verschiedenen Blickrichtungen anzusehen, also aufstehen, um den Tisch zu laufen und aus allen Ecken mal draufzuschauen. Nun kommen alle Arten von systemischen Fragen zum Einsatz, die den Perspektivwechsel fördern:
- Schauen Sie mal von hier – was mag x wohl zu dieser Konstellation sagen?
- Was denken Sie, wie sich x fühlt, wenn er y und z sieht?
- Was müsste sich denn aus der Sicht von y verändern, damit sich die Situation besser anfühlt?
Zwischendurch fasse ich die gerade gewonnenen An- und Einsichten zusammen. An dieser Stelle hat der Ratsuchende oft den Impuls, neue, alternative Szenarien auszuprobieren und beginnt, die Symbole neu zu positionieren. Ansonsten frage ich lösungsorientiert nach.
3. Next steps
Wenn sich genügend neue Gedanken ergeben haben, kann die Sitzung mit einem Blick nach vorn beendet werden:
- Was möchten Sie jetzt als Nächstes tun?
- Wer könnte Ihnen dabei Unterstützung geben?
- Woran merken Sie, dass sich die Dinge positiv entwickeln?
Als letztes fotografiere ich die Aufstellung von allen Seiten und maile sie sofort dem Mandanten. Oft führt auch die gedankliche Auseinandersetzung im Nachgang zu weiteren Ideen.
Die symbolische Aufstellung funktioniert natürlich nicht nur mit kleinen grünen Monstern. Gummibärchen gehen auch. Oder Mensch-ärgere-dich-nicht-Spielfiguren. Oder man improvisiert mit Gegenständen, die im Konferenzraum oder auf dem Schreibtisch gerade vorhanden sind: Büroklammern, Kekse, Kaffeetassen. Das Ziel ist dabei immer, neue Perspektiven zu entdecken.
Und unsere Sichtweise entscheidet, ob wir nur ein Problem oder auch eine Lösung sehen.